Auf seiner Jungfernfahrt 1912 kollidiert der Luxusliner "Titanic" mit einem Eisberg und sinkt.

In Russland bricht die Oktober-Revolution aus. Bolschewistische Verbände stürmen den Sitz der bürgerlichen Regierung, das Winterpalais.

Am 11. Februar 1919 wird Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten der ersten deutschen Republik gewählt.
Wassily Kandinsky (1866-1944)
Wassily Kandinsky:
"Bilder einer Ausstellung"
1910 entstand, parallel zum Futurismus eine Kunstrichtung, die vor allem auf die Überwindung des Materiellen durch den Geist und auf die Abstraktion der Dinge ausgerichtet war. Ihr Ziel sah sie in der Befreiung der Kunst vom Zwang zur Darstellung des Gegenständlichen.

Nachdem Wassily Kandinskys die Überwindung der gegenständlichen Malerei mit seinen abstrakten Bildern erreichte, arbeitete er zusammen mit dem ebenfalls aus Russland nach München übergesiedelten Komponisten Thomas von Hartmann an Bühnenkompositionen.

Der Schaffensprozess lief dabei folgendermaßen ab: Während Kandinsky die ihm vor Augen stehenden Bilder mit Worten beschrieb, improvisierte der Musiker dazu am Klavier. Ihre Einfälle zu den Formen und Farben, zu den Klängen und Bewegungen notierten die Künstler in einer aus Worten und Noten bestehenden Partitur. Kandinsky hat keines dieser Werke auf der Bühne gesehen. Der Plan zur Aufführung am Münchner Künstlertheater scheiterte am Ausbruch des Ersten Weltkrieges.

Bei den Bühnenkompositionen handelt es sich nicht um Dramen im üblichen Sinne, denn die Figurenrede steht ganz im Hintergrund. Sie beschränkt sich auf kurze lyrische Passagen, kennt überhaupt keine Dialoge. An wenigen Stellen wird das Wort eingesetzt, aber auch dann oft nur als Klangwert. Nach seiner Meinung darf keine äußere Bedeutung des Wortes den inneren Klang überdecken.

So wie die Sprache erscheinen in Kandinskys Bühnenkompositionen auch die anderen Elemente des Theaters vom Zwang zum Realismus befreit. Der Autor organisiert vielmehr die Szene allein nach seinen Visionen. Wie von den antinaturalistischen Theaterreformern seit der Wende zum 20. Jahrhundert immer wieder gefordert, spiegelt das Bühnenkunstwerk nur die Imaginationen seines Schöpfers wider. Ohne kausale Beziehungen aneinandergereiht, fügen sich die Vorgänge nicht mehr zu einer logisch nachvollziehbaren Handlung. Einzelne Sequenzen sind zwar für sich zu deuten, werden aber durch den Gesamtkontext wieder im Vieldeutigen aufgehoben. Die Zeichen stehen als Symbole für übersinnliche Realitäten.
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