Bei der zweiten Schlacht bei Ypern wird 1915 von deutscher Seite erstmals in der Kriegsgeschichte Giftgas eingesetzt.

Im Deutschen Reich bricht 1918 eine zweimonatige Demonstrations- und Streikwelle aus, in der Tausende von Menschen einen sofortigen Friedensschluß fordern.

1921 kommt der Bubikopf auf. Die Frauen tragen dazu taillenlose, kniefreie Kleider.
Plakat von Oskar Kokoschka
Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Die um 1910 einsetzende geistige und kulturelle Bewegung des Expressionismus trat fast ausschließlich im deutschen Sprachraum in Erscheinung. Sie war eine Reaktion auf die hier besonders stark ausgeprägte wirtschaftliche, politische und soziale Situation. Die Industrie erlebte einen ungeheuren Produktivitätsschub, Handel und Finanzwesen florierten. Mit einiger Verspätung gegenüber den westeuropäischen Mächten strebte auch das endlich geeinte Deutsche Reich nach Kolonien in Übersee. In diesem Klima sahen Künstler den Weg in die ästhetische Selbstverwirklichung, wie ihn die vorhergehende Generation eingeschlagen hatte, für sich versperrt.

Sie richteten ihr Augenmerk auf die Wirklichkeit, diese verwandelte sich allerdings in ihrer Wahrnehmung in Spiegelungen des eigenen Ichs. In diesem Sinne wurde das Kunstwerk als Ausdruck (Expression) des schöpferischen Individuums verstanden. Mit der Tendenz zum Subjektivismus folgten die Künstler des Expressionismus den Ästheten der Jahrhundertwende, doch begriffen sie ihr Schaffen nicht als Flucht aus der Realität, sondern als Appell zu deren Veränderung.

Für die Expressionisten gab nur Extreme: das Bestehende erschien ihnen als negativ, das Kommende dagegen sollte das total Positive sein. Es fehlte ihnen jegliches Verständnis für allmähliche Veränderungen auf dem Weg der Reform. Sie akzeptierten einzig die Revolution. Damit war allerdings nicht eine politisch-soziale Umwälzung, sondern die grundsätzliche seelisch-geistige Änderung des Individuums gemeint.

Die dramatischen Werke von , Else Lasker-Schüler und Carl Sternheim gehören zum Umfeld des Expressionismus. Kokoschka suchte sowohl in der bildenden Kunst als auch im Drama nach dem adäquaten Ausdruck für sein Innenleben. Sein Schaffen beruhte auf der Überzeugung, dass der Künstler die darzustellende Welt ganzheitlich anzunehmen hatte. Indem der Künstler "die Dinge vermenschlicht", befreit er sie von dem Bann des Unerforschlichen. In seinen stellte er immer wieder die zu Archetypen verdichteten Personen in existentielle Grundsituationen, die eine Entscheidung verlangen zwischen Sexus und Eros, Geschlechtsliebe und Nächstenliebe, zwischen Chaos und Harmonie.

Im expressionistischen Drama begegnen immer wieder dieselben Raumtypen: der geschlossene Raum als Ausdruck der Isolation, der horizontal grenzenlose Raum als Kennzeichen des Ausgeliefertseins, der vertikal grenzenlose als Zeichen der Sehnsucht nach Erlösung. Nach außen gekehrte psychische Innenräume der Figuren, wurden durch Veränderungen des Lichts zum Ausdruck gebracht.

Wie in der Sprache des expressionistischen Dramas ist auch in der szenischen Gestaltung Reduktion das oberste Gebot. Aus der Vorlage filtern die Regisseure und Bühnenbildner die zentrale Idee und bringen diese in einfachster Form zum Ausdruck.
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