Der Physiker Wilhelm Conrad Röngen entdeckt 1895 die Röntgenstrahlen. Dafür wird ihm der Nobelpreis verliehen.

Die andauernden Spannungen zwischen England und den südafrikanischen Burenrepubliken eskalieren 1899 in einem dreijährigen blutigen Konflikt.

Ferdinand Graf von Zeppelin konstruiert das erste lenkbare Luftschiff.
Wiener Burgtheater
Arthur Schnitzler (1862-1931)
Hugo von Hofmannsthal:
"Jedermann"
Das Theater an der Wende zum 20. Jahrhundert stellt sich außerordentlich vielfältig dar. Die relativ geschlossene naturalistische Bewegung wurde ab 1890 von einer Vielzahl nebeneinander und ineinander wirkender Strömungen überlagert.

Die Entwicklung der impressionistischen Strömung steht in enger Beziehung zu den neuen Prozessen in der Physik. Wassily Kandinsky setzte das Zerfallen des Atoms mit dem "Zerfall der ganzen Welt in seiner Seele" gleich. Nachdem der Impressionismus in der Malerei in Erscheinung getreten war, eroberte er um 1900 auch die Literatur. Die philosophische Begründung für diesen Prozess lieferte der Physiker Ernst Mach. Nach seiner Lehre gibt es keine konstante Wirklichkeit. Die Realität ist für ihn nichts weiter als eine Reihe von Impressionen und Empfindungen.

Unter dem Einfluss des impressionistischen Lebensgefühls machte sich in mehreren Ländern Europas kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert die Tendenz zu einer Literatur der Stimmungen und atmosphärischen Eindrücke bemerkbar. Es entstand eine Lyrik der flüchtigen Sensationen, der unbestimmten Sinnesreize, der zarten Farben und der müden Klänge.

Was die Dramatik betrifft, fand diese Strömung in erster Linie bei Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal ihren Ausdruck. Die beiden Hauptvertreter der unter dem Begriff "Junges Wien" in die Literaturgeschichte eingegangenen Gruppe standen auf dem Boden einer subtilen Wahrnehmungskultur, deren wissenschaftliche und künstlerische Erscheinungsformen sich wechselseitig befruchteten.

Arthur Schnitzlers Dramatik zeichnet sich vor allem durch die tiefgründige Analyse der menschlichen Psyche aus. Er stellte nicht nur dem bürgerlichen Individuum eine präzise Diagnose, sondern auch der Gesellschaft und Kultur seiner Zeit. Durch die genaue Darstellung des sozialen Rollenspiels gibt er tiefe Einblicke in das Wesen und die Struktur des Bürgertums, die weit über das Wien um die Wende zum 20. Jahrhundert hinaus Gültigkeit besitzen. Der Dichter erhebt keine Anklage und schlägt keine politischen Veränderungen vor. Seine Werke sind vielmehr durch eine skeptische Weltsicht gekennzeichnet.

Hugo von Hofmannsthal suchte in seinem Frühwerk die impressionistische Komponente mit der symbolistischen zur Synthese zu bringen. In seinen lyrischen Dramoletten (kurze dramenartige Theaterstücke) konzentrierte er sich nicht auf Handlungen, sondern auf Zustände. Mit erlesenen historischen Schauplätzen und poetischen Sprachbildern kommt ein ähnliches Lebensgefühl zum Tragen wie bei Schnitzler. Zugleich wird darin die Faszination des Dichters für den französischen Symbolismus deutlich. Im Gegensatz zum Impressionismus, der den Zerfall der einheitlichen Weltsicht in beziehungslose Sinneseindrücke einfach widerspiegelt, strebt der Symbolismus nach Alternativen.
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