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Moskauer Künstlertheater |
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Alexander Puschkin (1799-1837) |
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Anton Tschechow : "Onkel Wanja" |
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Die Vorgeschichte des russischen Theaters ist relativ kurz und unbedeutend. Neben italienischen Opernensembles gastierten französische und deutsche Schauspieltruppen am Zarenhof. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine russische Berufsbühne gegründet, die dann zum Petersburger Hoftheater avancierte. Dieses konfrontierte seinem aristokratischen Publikum gängige westeuropäische Dramatik.
Eine eigenständige russische Dramenliteratur bildete sich erst nach dem Sieg über Napoleon aus, als das Nationalgefühl stärker wurde und gleichzeitig die niedere Aristokratie den Hofadel in der geistigen Führung des Landes ablöste. Diese Schicht stand dem zaristischen Regime durchaus kritisch gegenüber und reflektierte auch unvoreingenommen seine eigene, gegenüber dem Volk privilegierte Situation. So vollzog sich der Auftakt der russischen Dramenliteratur gleich im Zeichen der satirischen Kritik.
Alexander Puschkin gilt als Begründer der russischen Nationalliteratur. Seine historischen Romane, sozialen Novellen, Märchendichtungen sowie seine Lyrik, entstanden in Opposition gegen das extrem reaktionäre Regime von Zar Nikolaus I. und dessen Zensurbehörden.
Seinen Höhepunkt erreichte der russische Realismus in den Dramen von Anton Tschechow sowie in der Theaterarbeit von Konstantin Stanislawski, welcher die Schauspiele des Dichters zur Uraufführung gebracht hat. Neben der Orientierung an den Methoden der Wissenschaft verbindet Tschechow das Bemühen um eine absolut wahrheitsgetreue Darstellung der Realität. Tschechows Dramen sind arm an äußerer Handlung und an dramatischen Konflikten. Die wesentlichen Vorgänge spielen sich in den Seelen ab und finden in Blick und Tonfall ihren Ausdruck. Die Dialoge werden unterbrochen durch Pausen, die oft bedeutungsvoller sind als die Worte. Er bringt Menschen auf die Bühne, denen ihr Daseinsgrund abhanden gekommen ist, und die sich über die Leere hinweg zu stehlen versuchen.
Konstantin Sergejewitsch Alexejew, der sich als Schauspieler Stanislawski nannte, um den Ruf seiner Familie nicht zu gefährden, gründete kurz vor der Jahrhundertwende das "Moskauer Künstlertheater". Sein Ziel war es: der Schauspieler sollte sich als Künstler verstehen, und die Institution Theater sollte für alle Schichten da sein, nicht nur für das Bildungsbürgertum.
Was die Schauspielkunst betrifft, wandte sich Stanislawski der "inneren Technik" zu. Die entscheidende Bedingung für den Realitätsbezug ist die Glaubwürdigkeit des darstellerischen Handelns. Diese ist gewährleistet, wenn der Schauspieler das psychische Sein der Figur selbst realisiert. Um diese Wirkung zu erreichen, soll der Schauspieler echt, natürlich, organisch empfinden und sich auf Intuition verlassen. Dies stellt sich nicht von selbst ein, sondern muss durch psychische Verfahren wie Willensanstrengung, Konzentration der Aufmerksamkeit, Aktivierung der Einbildungskraft und Phantasietätigkeit angeregt werden. Die Gesamtheit der dazu von ihm entwickelten Methoden nannte Stanislawski "Psychotechnik".
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