In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts setzte ein historischer Wandel ein, bezeichnet mit dem Wort "Renaissance" (Wiedergeburt).

Die Thesen Martin Luthers lösen 1517 die Reformation aus, die in Europa die Dominanz der römischen Kirche bricht.

1541 vollendet Michelangelo das "Jüngste Gericht" in der Sixtinischen Kapelle.
Theater in Venedig, Innenansicht
Giangiorgio Trissino: "Sofonisba"
Schäferspiel
Die Entwicklung des Renaissancetheaters begann an italienischen Höfen und Akademien. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts initiierte der Fürst von Ferrara die erste Wiederaufführung einer Komödie des Plautus. Gleichzeitig sorgte der humanistische Gelehrte Pomponius Laetus in Rom für die früheste Tragödien-Inszenierung der Neuzeit. Auch bei der Bühnengestaltung griff man auf die römische Antike zurück.

Das Theater in der Renaissance war nicht bloß eine Kulturform, die bestimmte Gedanken im Schauspiel vermittelbar macht. Es war besonders mit der Bühne als Metapher für die Welt und dem Menschen als Schauspieler in ihr bedeutsam.

Während man sich in der Frühzeit mit provisorisch aufgeschlagenen Perspektivbühnen in den Sälen der Palazzi begnügte, entstanden um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Auftrag von Fürsten, Patriziern und Akademien in einigen oberitalienischen Städten die ersten permanenten Theaterbauten.

Die Dramaturgie der Stücke basiert auf der Wiedererweckung des klassischen Altertums. Die zuerst in Italien erscheinende geistige Bewegung des Humanismus beförderte die verschütteten Traditionen wieder an die Oberfläche. Die Humanisten, deren Heimstatt die aufblühenden Universitäten, die aufgeschlossenen Fürstenhöfe und die Häuser reicher Patrizier waren sind, studierten und verbreiteten die griechischen Dramen sowie die römischen Tragödien und Komödien. Sie machten sich Gedanken über die ursprüngliche Spielweise und wagten sich schließlich an Wiederaufführungen, und zwar zunächst in Latein, der verbindlichen Gelehrtensprache Europas.

Im Laufe der Zeit ging man dazu über, die antiken Dramen in italienischer Übersetzung zu spielen. Von hier aus war es nur mehr ein Schritt zur Schöpfung eigener Dramen nach deren Muster. Schon bald entstand die erste italienische Renaissancetragödie: "Sofonisba" von Giangiorgio Trissino. Der Autor hielt sich an die Konventionen der Griechen (ständige Anwesenheit des Chores, Einheit von Zeit, Ort und Handlung), wählte aber einen Stoff aus der römischen Geschichte.

Weitaus bedeutender als die Tragödie war das italienische Lustspiel der Renaissance, das man als "Commedia erudita" (gelehrte Komödie) bezeichnete. Die Autoren übernahmen das Schema des Handlungsaufbaus in fünf Akten, das Prinzip der drei Einheiten, die typenhafte Figurenzeichnung, das Alltagsmilieu und die Liebesintrige.

Ausgehend von einer Imitation des einzig vollständig erhaltenen griechischen Satyrspiels, des "Kyklopen" von Euripides bildete sich neben der Tragödie und der Komödie als dritte Gattung des Renaissancedramas das Schäferspiel heraus. Darin spiegelt sich die Flucht der Humanisten aus einer Welt der permanenten politischen und ökonomischen Machtkämpfe in eine idyllisch stilisierte Natur.

Nördlich der Alpen gewannen Drama und Theater des Humanismus, wie die Bewegung überhaupt, nie solche Bedeutung wie im Süden. Immerhin nahmen in Italien ausgebildete Gelehrte an den Höfen und Universitäten des deutschsprachigen Raumes wichtige Positionen ein.
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